Noch eine Rezension über eine Coverband? Die schießen doch geradezu aus dem Boden derzeit. Während es früher nur Top40-Bands oder vielleicht mal eine Beatles-Band gab, trauen sich immer mehr ambitionierte Musiker heutzutage auch mal an neuere Bands, um diesen ihren Tribut zu zollen.
Vor ein paar Wochen waren bereits REMODE zu Gast in Hamburg. Und da ich mich aufgemacht hatte, deren Auftritt zu besuchen, so will ich nun auch der Berliner Formation „Force To Mode“ (F2M) einen Platz gewähren und habe mit Argusaugen ihrem Auftritt in der Hamburger Markthalle beigewohnt.
Ich habe mich im Vorfeld nicht wirklich mit F2M beschäftigt. Mir weitestgehend keine Youtube-Videos angeschaut, weil ich mich an diesem Abend überraschen lassen wollte. Und es gab so einige Überraschungen. Die erste war schon mal die Hand voll Fans, die extra aus entlegenen Gebieten der Republik, ich denke mal aus Berlin-Brandenburg dem Dialekt nach zu urteilen, angereist sind. F2M haben ihren eigenen Fanclub „Black Heath“, ausgestattet mit eigenen T-Shirts und allem drum und dran. Respekt Jungs. Der Abend scheint interessant zu werden.
Eröffnet wird der Abend in der eher spärlich besuchten Markthalle von dem Ein-Frau-Projekt X-Plain. Das Mädel mühte sich redlich, kämpfte gegen die Tücken der Technik und wirkte auf mich zeitweilig etwas überfordert mit der Aufgabe, ein komplettes Set zu spielen. Wie sie im Laufe des Sets anfing zu erzählen, war X-Plain wohl mal ein Duo, das dann irgendwann implodiert ist. Dabei war das, was sie musikalisch präsentiert hat, gar nicht mal so übel. Die Stimme hatte für mich irgendwas zwischen Anna Loos (Silly) und Yvonne Küchenmeister (Invisible Limits). Also damit konnte sie gut umgehen. Sie wechselte zwischen E-Percussion, Keyboard und Gitarre. Aber zu lange sollte man sich nicht daran aufhalten, schließlich war der Auftritt von X-Plain in Hamburg auch gleich der letzte, bevor das Projekt zu Grabe getragen wurde.
Nach einer kurzen Umbaupause sollte es dann auch schon mit Forced To Mode weitergehen. Bereits im Vorfeld des Auftritts haben sie verlauten lassen, dass sie sich an der DM-Setlist des 1984er Konzerts in Hamburg orientieren wollen. Und so startet dann die Show mit dem altbekannten „Master&Servant“-Intro, und die drei kamen auf die Bühne.
Zu den Klängen von „Something to do“ startet dann eine Zeitreise in eine Zeit, die viele an diesem Abend wohl nur aus den Erzählungen von Mama und Papa kannten. Die Stimmung in der mittlerweile gut gefüllten Markthalle wurde mit jedem Stück besser. Die Musik klang weitestgehend originalgetreu, so dass ich mich des Öfteren gefragt habe, was davon selbst eingespielt und was aus der Samplekonserve der Originale kam. Es klang einfach perfekt. Sänger Christian Schottstädt wirbelt über die Bühne wie Dave Gahan in seinen härtesten Zeiten, und er schüttelt seine Mähne wir ein Derwisch.
Moment, er schüttelt seine Mähne? Nachdem ich zeitweilig bei geschlossenen Augen wirklich dachte, zurück ins Hamburg der 80er gebeamt worden zu sein, ergibt sich hier für mich eine Kombination, die mich dann doch wieder auf den Boden zurückballert. Dass Forced To Mode auch den Zusatz „The Devotional Tribute to…“ trägt, ist ja schon fast Programm genug. Aber ein Dave-Ebenbild dem des Junkies von 1993/94, der dann „Two Minute Warning“ oder „Ice Machine“ singt, das passt überhaupt nicht zusammen. Vielleicht bin ich, was das angeht, zu anspruchsvoll. Aber das wirkt für mich nicht authentisch. Die Posen eines Jesus, der Popperlen trällert, ist ebenso glaubhaft wie Heino in der Handywerbung.
Dabei haben F2M sich wirklich tolle Perlen aus dem mittlerweile an die 50 Stücke umfassenden Repertoire ausgesucht. Persönliches Highlight war u.a. „Pipeline“, gesungen von Keyboarder Thomas Schernikau. Sehr dicht am Original. Dichter geht es kaum.
Die Stimmung in der Markthalle wurde immer weiter nach oben gepusht, und das Hamburger Publikum feiert das Fest wie es nun mal fällt. Und dennoch war der Abend nach zwanzig Stücken dann irgendwann vorbei. Alle waren glücklich und zufrieden. Mehr soll eine Coverband ja nicht erreichen.
Aber wurden Forced To Mode ihrem Ruf als selbsternannte beste DM-Coverband gerecht? Leider nur bedingt. Da das Visuelle zu stark vom musikalischen abweicht, fühlte ich mich nicht hundertprozentig wohl. Schuster bleib bei Deinen Leisten, denke ich mir. Ich würde mir F2M wieder anschauen bei einer besseren, glaubhafteren Setlist in einem anderen Rahmen.