Mono Inc. sind immer noch auf Tour zu ihrem letzten Album “Terlingua”, welches bereits seit einem Jahr auf dem Markt ist. Und sie spielen sich die Finger wund. Nachdem sie ihre Anhängerschaft in die größeren Locations der Großstädte geladen hatten, sollte es nun, gegen Ende der Tour, etwas ruhiger ausklingen. Und so gastierten Mono Inc. also in der Nordheide, im beschaulichen Lüneburg.
Die Location ist eigentlich recht groß für die Stadt. Schon viele bekannte Bands und Künstler haben hier tolle Konzerte gegeben. Also ein Abend für die vielen Fans, die aus Hamburg kommen? Weit gefehlt. Das Vamos wurde mit Hilfe eines großen Vorhangs noch um die Hälfte verkleinert. Mono Inc. rechnen wohl nicht mit der großen Masse, eher familiär soll es sein. Und so finden sich geschätzte 150 Personen ein, um diesem Abend beizuwohnen.
Eröffnet wird der Abend von der Schweizer Formation Eisfabrik. Bisher kannte ich dieses Projekt nur vom Hören und war sichtlich amüsiert, als zu Beginn der Show ein leibhafter Yeti auf die Bühne kam, um den Abend zu eröffnen. In dem Gesamtkonzept der Formation geht es um Kälte und Schnee. Von daher ist der Yeti gar nicht so fehl am Platz. Ihr Hardfloor-Electro animiert die bereits Anwesenden schnell zum Tanzen. Der Frontmann Dr.Schnee sieht selbst aus wie ein Polarmensch mit seinem weißen Rauschebart, der es mir unmöglich macht, einzuschätzen, wie alt er sein könnte. Ihre Texte, teils in Deutsch, teils auf Englisch sind dem Gesamtkonzept ebenso angepasst. Die Stimmung steigt, und Eisfabrik werden letztendlich abgefeiert. Sie lassen den Yeti wieder auferstehen, lassen bei „Maschinen“ einen Laserroboter tanzen, und bei „White Storm“ schneit es in der Halle. Ich bin überrascht, wie schnell die Zeit vergeht, und Eisfabrik so nach zehn Stücken die Bühne frei machen für den Hauptact des Abends.
Da es das erste mal für mich ist, dass ich Mono Inc. live sehe, habe ich bisher nur meine Erfahrungen anhand ihrer gerade erschienenen Live-DVD gesammelt und frage mich, wie Martin Engler und seine Band auf den kleinen Rahmen wohl reagieren werden. Bereits bei dem Opener „Arabia“ bin ich überrascht, mit welcher Professionalität die Band auf die Bühne kommt. Gefühlt werden aus den 150 Gästen tausendfünfhundert. Die Stimmung ist fantastisch, und Mono Inc. werden abgefeiert. Martin Engler, für mich einer der sympathischsten Zeitgenossen in diesem Genre, fühlt sich sichtlich wohl auf der Bühne, und die Band präsentiert dieselbe Setlist wie auch auf der DVD, welches einen gesunden Mix aus der Karriere von Mono Inc. darbietet. Martin Engler ist zwar der Kopf der Band, aber auch Carl Fornia (Gitarre), Manuel Antoni (Bass) und erst recht Katha Mia an den Drums haben ihren festen Platz in der Show, und es macht einfach Spaß, den Vieren zuzuhören und zuzusehen.
Martin Engler wechselt des Öfteren seine Outfits und lädt im Endeffekt in sein Wohnzimmer ein. Dieses Gefühl, so sagte er, hatte er bei diesem familiären Rahmen in Lüneburg. Der harte Kern von Fans ist anwesend, und er kann quasi jedem in die Augen schauen. Emotional wird es dann, als Martin erst alleine und später von Manuel Antoni am Keyboard begleitet eine wirklich schöne Version von „An klaren Tagen“ anstimmt. Vorher erzählt er von seinem Großvater, der an Demenz erkrankt war, und für den er das Stück geschrieben hat. Der halbakustische Klang der Version passt für mich viel besser zu dem Stück als die eher laute Albumversion, und am Ende sieht man so einige, die vielleicht auch an die Eltern oder Großeltern gedacht haben und sich heimlich eine Träne aus dem Auge wischen.
Martin Engler ist an diesem Abend der dunkle Herrscher über sein Publikum. Er dirigiert, wie die Leute jubeln und schafft es gekonnt, dass die Fans bei „Mondschein“ alleine singen …„…oder willst Du ewig leben?“ Ein weiteres Highlight ist das Drum-Battle, bei dem sich Engler mit Katha auf der Bühne quasi duelliert. Es ist der Moment von Katha, die ein kleines Drumkit an der Bühnenfron einnimmt, während Martin Engler sich an Katha’s großem Drumkit niederlässt und die Felle zerdrischt.
Alle auf der Bühne suchen immer wieder den Kontakt mit dem Publikum. Sei es mit Gesten oder mit den Augen, und man hat das Gefühl, wirklich ein Teil des Ganzen zu sein. Und trotzdem sind sie dabei so professionell, dass es keinen Unterschied macht, wie viele Zuschauer an diesem Abend dabei sind. Selten habe ich bisher eine so sympathische Band erlebt, von der ich weiß, dass es definitiv nicht das letzte Mal war, dass ich sie live gesehen habe.