Fabrik Hamburg, 20.11.2016
Es ist schon bemerkenswert, wie viele Menschen jenseits der 45 sich an so einem stürmischen Sonntagabend in Hamburg aufmachen, um eine Band zu feiern, deren eigentlicher kommerzieller Erfolg schon weit mehr als 30 Jahre zurückliegt.
The Human League sind endlich mal wieder in Deutschland unterwegs, und sie erwecken die 80er zum Leben, zumindest für eine Nacht. Und sie schwelgen in der Vergangenheit, ohne dabei irgendeinem Spirit hinterher laufen zu müssen.
Eröffnet wurde der Abend in der Hamburger Fabrik von ein einer jungen Band, die ganz am anderen Ende der Karriereleiter als die Hauptband des Abends steht. EKKOES, eine junge Band aus Sheffield eröffnete den Abend, mit einer Art 80er-Homage. Die Art der Songs und das Auftreten des Trios waren sehr unterhaltsam. Und Sängerin Rosalee O’Connell war schon eine Augenweide, wie sie sich auf der Bühne bewegte. Die Songs ihres ersten Albums ELEKKTRICITY kamen bei dem Hamburger Publikum sehr gut an und als sie den RAF-Klassiker „Self Control“ anstimmten, hatten sie so ziemlich die ganze Halle im Griff. Eigentlich schade, dass ihr Set nur so kurz war. Aber die Bühne musste ja für den Hauptact geräumt werden.
Gegen 21.45Uhr wurde das Saallicht gelöscht, The Human League kamen auf die Bühne, und das Raumschiff in die Vergangenheit hob ab. Mit „Sky“ vom letzten Album „Credo“ wurde dann der Abend eröffnet. Susan in einem kleinen Hauch von weißem Nichts gehüllt und Joanne in feiner weißer Robe, geschlitzt bis weit über den Oberschenkel. Die beiden können immer noch, oder heute sogar noch mehr, mit ihren Reizen überzeugen. Aus dem Bühnenhintergrund kommt dann Phil Oakey gehüllt in einem futuristischen Gewand. Sein Kinnbart und der kahle Schädel lassen ihn fast alienhaft erscheinen. So bleibt es auch für den ganzen ersten Track, bevor auch Phil an den Bühnenrand kommt und strahlt. Es geht eine verdammt gute Laune von den Dreien aus. Susan spielt mit ihren Reizen und ihrem Körper, und Joanne hält sich immer etwas vornehm im Hintergrund. Aber immer dann, wenn sie anfängt zu lächeln und zu tanzen, schmelzen so einige Mittfünfziger dahin.
Die Setlist ist gefüllt mit Klassikern. The Human League holen alles aus dem Schmuckkästchen. Schon bei „Mirror Man“, dem zweiten Stück, ist die Party in vollem Gange, und die ganze Fabrik tanzt, singt und schwelgt in Erinnerungen. Der erste Höhepunkt ist dann auch schon mit „Sound of the Crowd“ erreicht. Hände strecken nach oben und Phil Oakey thront darüber und ist sichtlich erfreut, wie The Human League in Hamburg empfangen werden. Für mich war dann neben den Standards „Soundtrack to a Generation“ das Highlight des Abends von dem für mich zu Unrecht völlig unbeachteten „Romantic?“-Album.
Dann folgte auch schon bald der Auftritt von Susan Ann Sulley mit „One Man in my Heart“. Die Frau hat immer noch eine Stimme, die sich im Laufe der Jahre so gut wie gar nicht verändert hat. Da fällt einem dann doch mal auf, wie viele „kleine“ Hits The Human League im Laufe der Jahre doch gehabt haben. Was zu der Zeit gar nicht so aufgefallen ist, heute aber einem bewusst wird. Schließlich ist man so ziemlich bei jedem Track so textsicher wie es nur geht.
Der Höhepunkt des Abends deklarierte dann aber auch das Ende des Mainsets. „Don’t you want me“ wurde von der Band in der Maxiversion mit langem Instrumentalpart am Anfang gespielt, und während Phil, Susan und Joanne noch mit dem Kleiderwechsel beschäftigt waren, übernahm das Publikum halt den Gesangspart. Und wie soll es anders sein, der Refrain aus knapp 800 Kehlen bescherte mir die obligatorische Gänsehaut, die ich immer dann erlebe, wenn ich mich wirklich gut fühle.
Nach einer kurzen Pause kam Phil Oakey mit den drei Musikern dann zum Düsterhit „Being Boiled“ auf die Bühne zurück, bevor dann das Finale mit „Together in Electric Dreams“ gefeiert wurde. Susan und Joanne kamen extra dafür in wirklich gewagten Outfits zurück auf die Bühne. Susan mit knappen Höschen und ebenso knappen Bikini und Joanne in aufreizender Korsage. Was wollte das Auge in dem Moment noch mehr? Der Konzertabend ging mit einem Lächeln auf den Lippen zu Ende. Das Raumschiff landete wieder in der Gegenwart, und The Human League entschwinden in die stürmische Hamburger Nacht.
Wenn ich mich dann immer so jung fühlen darf, gehe ich doch gerne mit ihnen immer wieder auf die Reise.
Setlist
- Intro
- Sky
- Mirror man
- The sound of the crowd
- Open your heart
- Filling up with heaven
- Heart like a wheel
- Soundtrack to a generation
- Seconds
- The lebanon
- One man in my heart
- Human
- Stay with me tonight
- Love Action (I believe in love)
- Tell me when
- (Kepp Feeling) Fascination
- Don’t you want me
- Being boiled
- Together in electric dreams
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