Mono Inc. auf dem Weg nach Terlingua

MONO_INC_W3A9046_Credit_Sebastian_Schmidt_400Der Frühling hält in Hamburg Einzug. Anfang Mai wird es warm, und der traditionelle Hafengeburtstag steht an. Im iPod läuft schon seit Stunden das kommende Album „Terlingua“ von Mono Inc. Ich fahre freiwillig mit der Hamburger U-Bahn, da ich weiß, dass ich da, wo ich hin will, sowieso keinen Parkplatz bekommen werde. Ich bin auf dem Weg zu einem Treffen mit Martin Engler und Carl Fornia von Mono Inc., um mit ihnen über das neue Album zu sprechen. Zu dem Zeitpunkt hatte ich keine Ahnung, was mich erwarten würde. Etwas später weiß ich, dass ich mit zwei der nettesten Burschen zusammen gesessen habe, die ich bisher treffen durfte.

Martin, ganz leger in heller Jeans und weißem T-Shirt, sieht jetzt gar nicht so aus wie der Kopf einer Dark-Rockband. „Für mich ist es nicht wichtig, welche die Farbe die Hose unserer Hörer hat. Ob nun schwarz, blau oder weiß ist völlig egal. Ich glaube, es wird auch zu sehr in Schubladen gedacht. Sind wir eine Gothicband?“ fragt Martin. „Viele sehen uns vielleicht so, weil wir u.a. auch beim WGT oder Mera Luna schon gespielt haben. Dabei spielen wir auch in Wacken“, ergänzt Carl. „Es ist doch so, dass die Leute alles irgendwie katalogisieren wollen und für alles eine Berechtigung brauchen. Wenn ich uns betiteln müsste, würde ich sagen, dass wir sowas wie Stadion-Rock machen. Jetzt nicht in der Art, dass wir die größten Arenen füllen, sondern, dass wir Musik machen, die die Massen bewegen kann und auch soll. Mit weit ausgebreiteten Armen schwebt unsere Musik stellenweise über die Massen.“ sagt Martin und Carl ergänzt: „Wir sollten mal bei Saturn oder Amazon oder iTunes vorsprechen, dass wir in dem Genre Stadionrock katalogisiert werden wollen, als einzige Band“ und schmunzelt dabei.

„Um ehrlich zu sein, ist es mir völlig egal, wer unsere Platten hört oder wer in unsere Konzerte kommt. Jeder soll die Musik hören, die er mag. Genauso ist es mit diesem UNHEILIG-Ding. Ist der Graf jetzt noch ein Gothic oder Schlagersänger? Oder wie mit Helene Fischer und der Bild-Zeitung. Angeblich hört und liest die keiner, und trotzdem sind sie erfolgreich. Und so wünsche ich es mir für Mono Inc. auch.“

Um das Gespräch mal auf den eigentlichen Grund unseres Treffens zu bringen, ziehe ich mir eins von den rumliegenden Promosheets der neuen Platte rüber.

Alf: „Mit dem Artwork zu „Terlingua“ habt Ihr mich im ersten Moment verwirrt. Ich hatte noch keinen Ton von der Platte gehört und hatte beim Anblick des Covers schon gedacht, dass Mono Inc. jetzt vielleicht auf das Boss Hoss-Ding aufsteigen“.

Martin lächelnd zu Carl: „Ich hab es doch gewusst, dass das irgendwann mal kommt. Nein, es war ganz einfach so, dass das Artwork für die Platte in einem Guss mit der Produktion in Texas entstanden ist. Wir haben ein Konzert in Austin/Texas gespielt und wollten ganz einfach danach noch ein paar Tage ausspannen und sind dann in diesem Ort gelandet, den Du fast nicht mal Ort nennen kannst. Du bist da weit ab von der Zivilisation, und um Dich herum ist einfach nichts. Wir hatten uns da so ein kleines Haus gemietet, die in den USA schnell mal mit dem Truck befördert werden. Mit einem großem Wohnzimmer, vier Schlafzimmern, Bad, Küche und oben drauf diese typischen Wellblech-Dächer. Anfangs wollten wir nur ausspannen, aber dann kam uns, als wir zurück in Deutschland waren, die Idee, unser neues Album genau dort aufzunehmen. Gesagt, getan, die Plattenfirma fand das auch vom finanziellen Aspekt sehr interessant, und so sind wir wieder rüber und haben uns dort für ein paar Wochen eingenistet“.

Carl: „Es ist faszinierend da. Die einzige Straße, die dort lang führt, ist der Highway 118. Über den kommst Du dahin und fährst wieder weg.“ Er holt sein Handy aus der Tasche um mir weitere Fotos aus Terlingua zu zeigen.

Mono_Inc_Cover_Terlingua_250Martin: „Wir haben natürlich überlegt, wie uns der Ort beeinflussen kann, Wir haben mit Spaghetti – Westernsounds experimentiert, und so langsam uns das erarbeitet, was jetzt vor uns liegt. Wir haben mit der Arbeit angefangen und wussten schon nach fünf Tagen, dass wir hier auch ein ordentliches Artwork haben wollen. So haben wir einen Fotografen nebst Assistenten einfliegen lassen, und so ist in einem fortlaufenden Prozess das Album und auch das Artwork entstanden. Ich mag die Bilder sehr. So haben wir bei der Platte ein schönes Booklet dabei, wo stellenweise die Bilder für sich sprechen sollen. So wie z.B. bei „The Joshua Tree“ von U2. Das Artwork spricht für sich und unterstreicht noch einmal mehr die Stimmung des Albums. Wir haben dann auch gleich das Video zur Single dort gemacht, weil es sich einfach angeboten hat, diese schöne Landschaft einzufangen. Wir möchten, dass unsere Fans sich vielleicht auch animiert fühlen, sich selbst etwas Hintergrundwissen zu erarbeiten. So ist es auch zum Albumtitel gekommen. Anfangs hatte die Platte keinen Titel und wir sind auf einer polnischen Autobahn auf die Idee gekommen, das Album einfach nach dem Entstehungsort zu benennen. Schließlich ist auf der Platte ja auch ein Song mit gleichem Titel. Und wenn Du bei Google „Terlingua“ eingibst, landest Du als erstes im Ghost Town in Texas“

Carl zeigt mir ein Foto der Band, welches auf dem Highway aufgenommen wurde: „Wir hoffen, alles ein wenig eingefangen zu haben.“

Martin: „Es gibt natürlich viele Anekdoten, die man nach so einem Trip erzählen kann. Beispielsweise wie es zu diesem Cowboy-Hut gekommen ist. Schon bei unserem ersten Trip wollten wir uns unbedingt Hüte kaufen. Die texanische Sonne, bei unser aller Haarpracht ist kein Vergnügen. Wir haben also im Netz geforscht, wo es Hüte gibt und unser Navi hat uns da in so ein Industriegebiet geschickt, direkt dahin, wo diese Stetson-Hüte gefertigt werden. Wir sind da also reinmarschiert und haben gefragt, wo es denn nun die Hüte zu kaufen gibt. Die wollten natürlich wissen, wer wir sind. Wir haben denen erzählt, dass wir eine Band aus Deutschland sind.“

Carl: „Du musst Dir das vorstellen, mitten in Texas ist das ja nun nicht so besonders, dass da ne Band spielt. Dann auch noch aus Deutschland.“

Martin: „Am Ende ist es so gewesen, dass jeder von uns diese Fabrik mit einem nagelneuen Stetson verliess und als wir fragten, was wir bezahlen sollen, sagten die nur, das wir nur erzählen sollen, dass die Hüte von Stetson seien. Wir waren sehr überrascht. Und so haben es dann auch die Hüte in das Artwork der Platte geschafft.“

Alf:  „Mir ist gleich beim ersten Durchlauf der Track „1 18“ aufgefallen. Zum einen, weil der Song eine wunderschöne Melancholie ausstrahlt und zum anderen, weil ich mich stark an The Cure erinnert fühle. Irre ich mich da?“

Martin: „Respekt, Du bist der erste, dem das tatsächlich aufgefallen ist.  Es ist so, wie Du es sagst. Ich bin nun mal ein großer Sisters Of Mercy-, The Cure- und auch Depeche Mode-Fan gewesen. Da fließt natürlich auch mal etwas mit in unsere Musik ein. Besonders das „Disintegration“-Album hat es mir angetan. Die Stimmung auf der Platte ist einfach grandios.“

Carl: „Eigentlich bin ich bei uns ja für die lauten Töne verantwortlich, aber nachdem wir das Album auch in der Reihenfolge der Tracks zusammengestellt haben, ist „1 18“ für mich eins der besten Stücke auf der Platte. Vielleicht, weil wir selber auf dem Highway gefahren sind.“

Martin: „Wenn Du so wie wir morgens um fünf übernächtigt in den Van steigst, um Terlingua über den Highway zu verlassen, da kommt schon Wehmut auf. Es hätte nicht so gewirkt und wäre auch nicht so schön geworden, wenn wir die Platte in Deutschland produziert hätten. Ein Titel der dann „A1“ oder „B5“ heißt, wirkt nicht so toll. Ich hatte auch lange überlegt, ob das Stück vielleicht „Highway 1 18“ heißen soll, aber das hätte die Leute vielleicht verwirrt. Weil Highway schnell mit sechsspurigen Autobahnen verwechselt werden. Da wäre schon beim Titel der Reiz der Ferne verpufft.“

Alf: „Ich habe bisher nur gelesen, dass Ihr diesen Sommer einige Festivals spielt. Wird es auch eine Tour geben?“

MONO_INC_W3A9528_Credit_Sebastian_Schmidt_200Martin: „Ja natürlich, wir können da aber noch nicht genaues sagen. Wohl irgendwann im Herbst werden wir auf Tour gehen. Da freuen wir uns auch schon drauf, da Du im Konzert immer noch die Leute am besten erreichst. Wir sind auch recht spontan jetzt als Headliner beim Hamburger Hafengeburtstag eingesprungen. Eine Band musste aus gesundheitlichen Gründen absagen, und so ist man an uns herangetreten. Es war organisatorisch recht heikel, aber wir freuen uns, morgen Abend dabei zu sein.“

Alf: „Mit Euren letzten beiden Alben habt Ihr bereits erheblichen Erfolg gehabt. Wie hoch sind Eure Erwartungen an „Terlingua“?“

Carl: „Natürlich ist das aktuelle Album immer das Beste, was man gemacht hat. Das sagen immer alle. Aber wir sind in dem charmanten Vorteil, relativ gelassen an die Sache ranzugehen. Für mich persönlich ist es nicht so wichtig, ob wir jetzt zehntausend oder fünfzigtausend Stück verkaufen, weil es sich nicht messen lässt. Außer vielleicht auf dem Kontoauszug. Für mich ist es da schon wichtiger, wie viele Menschen wir mit der Platte erreichen und die dann auch in unsere Konzerte kommen. Daran finde ich, kann man als Musiker den Erfolg am besten messen, weil Du siehst, was Du mit der Musik bewegst.“

Martin: „Wie Carl schon sagte, man sagt immer, dass die aktuelle Platte die beste ist. Wen ich aber die kontinuierliche Schaffensphase von Mono Inc. betrachte, erkenne ich schon einen roten Faden und höre auch bei jeder Platte, dass wir wieder einen gewaltigen Schritt nach vorne gemacht haben. Wenn ich ehrlich bin, muss ich dieses mal aber auch wirklich darauf bestehen, dass wir mit „Terlingua“ das beste Album gemacht haben, dass wir je gemacht haben.“

monoinc_alfAlf: „Schnell, viel zu schnell ist die Zeit schon vergangen.“

Martin: „Ja schade, es hat wirklich Spaß gemacht mit Dir. Ich hoffe, wir sehen uns morgen Abend auf dem Hafengeburtstag“?

Carl: „Dann hast du auch gleich einen Eindruck, wie die neuen Stücke live rüber kommen“

Martin: „Genau, aber wir sehen uns allerspätestens auf der Tour. Da spielen wir in Hamburg in der Markthalle. Eine sehr geile Location, wo ich schon früher immer gerne zum Feiern und Abrocken hingegangen bin.“

In diesem Sinne…

 

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Imaginary War im Interview in Hamburg 29.04.2015

Imaginary_War_HH_800Selten passiert es, dass einem ein Longplayer in die Hände fällt, der einen vom ersten Moment an begeistert, und man wartet dann verzweifelt darauf, mehr von diesem Künstler oder von der Band zu bekommen. So geschehen ist es mir bei der Band Imaginary War aus Ulm. Ihr Erstlingswerk „Replacing The Ghosts“ (2012) bietet ein weites Spektrum an Wave und Electroeinflüssen. Die Stimme von Sänger Joki Schaller fesselt und bringt sich in eine interessante Einheit mit der Band.

Lange gab es nicht viel zu hören von der Band. Jetzt haben sie mit der Single „The Way we feel“ ein neues Lebenszeichen von sich gegeben und haben sich zu einer kleinen Clubtour aufgemacht. Ich traf die Band anlässlich ihres Hamburger Auftritts und war überrascht, wie nett und zuvorkommend die Jungs doch sind.

Alf: „Hallo zusammen, erst mal vielen Dank, dass Ihr Euch die Zeit für einen kleinen Talk genommen habt. Euer erstes Album „Replacing the Ghosts“ ist ja nun auch schon ein paar Tage alt. Was habt Ihr seitdem denn gemacht?“

Joki: „Also wir möchten uns bei Dir bedanken, dass Du die Zeit für uns gefunden hast. Was haben wir gemacht? In erster Linie haben wir gespielt und neue Songs geschrieben. Da wir, mal vom körperlichen abgesehen, eine recht junge Band sind, hat der Findungsprozess um neue Songs zu schreiben und zu produzieren deutlich länger gedauert als vielleicht bei anderen Bands. Wir wollten uns nicht einfach kopieren, sondern auch neue Sachen probieren und erfinden.“

Axel: „Es ist ja trotzdem so einiges passiert. Auch gerade im Anschluss an das Album. Und so haben wir uns stetig weiter mit neuem Material beschäftigt. Im Vordergrund steht jetzt ja gerade unsere neue Single. Da haben wir viel Herzblut rein gesteckt.“

Alf: „Ich denke ja mal, „The Way We Feel“ wird sowas wie ein Vorbote für ein neues Album sein, oder? Gibt es da schon konkrete Pläne?“

Axel: „Ein neues Album ist natürlich angestrebt. Wir haben mit Sicherheit auch genügend Material, das wir schon produziert haben. Wir suchen jetzt nach einer geeigneten Form einer Veröffentlichung. Wir müssen da eine neue Struktur aufbauen, mit einem Label und was so dazu gehört. Da gibt es jetzt noch keinen konkreten Zeitplan, aber wir hoffen schon, dass da dieses Jahr noch was passieren wird.“

Alf: „Eure Musik empfinde ich stellenweise als progressiv mit hohem Wiedererkennungswert. Wo liegen Eure Wurzeln, solche Songs zu produzieren?“

Joki: „Unsere Wurzeln? (lacht) Also ich habe zehn Jahre lang in einer Metalband Gitarre gespielt und gesungen oder vielleicht eher gebrüllt. Axel kommt auch aus dem Metal, Martin aus dem Punk und Roman hat auch in einer Punkband geschrubbt. Mit Electro habe ich relativ spät angefangen oder eher zurück gefunden. Durch meine Eltern habe ich damals viel von den 80ern und ihrer Musik mit bekommen. Und das versuchen wir heute halt zu kombinieren. Zum einen, das roughe der Gitarrenmusik und die starken Einflüsse des Electro.“

Alf: „Stellenweise fühle ich mich bei Eurer Musik an De/Vision erinnert, als diese noch gut waren.“

Joki und Axel lachen. „Das hören wir seltsamerweise öfters“ sagt Joki und Axel ergänzt „De/Vision hab ich jetzt so gar nicht auf dem Schirm. Ich hab, glaube ich, ein oder zwei Platten von denen, aber ich würde das nicht als direkten Einfluss sehen. Bei uns ist es halt so, dass der Joki die meisten Sachen schreibt. Die Metaleinflüsse hört man bei uns eher bei den Liveauftritten raus, teilweise mehr als auf Platte. Es klingt zwar schon so, wie auf Platte, aber die Attitüde geht dann mehr in Richtung Metal. Es ist schon eine schwierige Frage, wie sich so’n Stil dann entwickelt. Es kommt schon mal vor, dass wir dann ein Riff spielen oder so, der jetzt gar nicht passt, oder auch, sich wieder wunderbar zu dem gesamten zusammen fügt.“

Joli: „Ich denke, was für uns wichtig ist, ist die Tatsache, dass wir uns nicht auf einen bestimmten Stil festlegen können und wollen. Deswegen haben wir leider auch relativ viel Ausschuss, weil wir nicht auf einen Nenner kommen. Ich schreibe halt und wir arbeiten bis zu einem gewissen Punkt und entscheiden dann gemeinsam, ist es ein Song für Imaginary War oder eher nicht. Es ist ab und zu schon witzig. Da haben wir einen klasse Song, müssen dann aber feststellen, dass der überhaupt nicht in unser Repertoire passt. Teilweise ist es schade, aber auf der anderen Seite macht es auch wahnsinnig Spaß, sich durch die verschiedenen Stile durch zu arbeiten. Und dabei entstehen die aberwitzigsten Dinge. Wir sind da ganz offen und sind frei davon, jetzt als nächstes wieder so ein Electro-Ding nach Schema F zu bauen.“

Der letzte der vier ist Roman, der jetzt auch zu unsrer Runde dazu stößt.

Alf: „Ihr wart jetzt in London, wie war es in so einer Stadt aufzutreten?“

Axel: Es war schon toll. Es ist halt eine riesen Stadt mit einem Riesenangebot an Musik. Das haben wir schnell gemerkt. Aber es war für uns eine abgefahrene Geschichte, überhaupt mal dort eingeladen zu werden, mit einem relativ bekannten Konzertveranstalter dort zusammen zu arbeiten. Wir haben auch da, egal wie viele Leute gekommen sind, immer einen guten Draht zum Publikum und zu den Leuten aufgebaut und was immer spannend ist, da ging es uns in Paris genau so, es spielt überhaupt keine Rolle, wo man her kommt. Ich dachte am Anfang, so England, brauchen die denn überhaupt eine deutsche Band. Aber das war dem Publikum völlig egal.“

Alf: Und wie ist die Rollenverteilung bei Euch in der Band? Joki schreibt und singt und was macht Ihr sonst?“

Roman: „Ich spiele hauptsächlich Gitarre, mache die Backingvocals und spiele ein wenig Keyboard.“

Martin: „Ich bin der Maschinist der Band und bediene unsere Maschinen und spiele Keyboards.“ „Und Martin ist unser bandeigener Grafiker. Er hat u.a. auch unser neues Logo entworfen“ wirft Axel noch ein.

Axel: „Und ich spiele Schlagzeug. Ich habe ein normales Drumkit, bediene aber auch alle elektronischen Drums und Percussions und steuer ab und zu ein paar Texte bei.“

Alf: „Wo wir gerade auf das Logo kommen, das Sleevedesign zur Single beinhaltet einen Screenshot aus dem Video zu „The Way We Feel“. Wer hat das Video gedreht?“

Joki: „Gedreht hat das Video quasi Martin.“

Martin: „Das Video ist ein Stück weit zufällig zustande gekommen. Und zwar auf einer Alpenexpedition in 1800 Metern Höhe. Mit Kamera und Licht und dem ganzen Equipment.“

Axel: „Es ist halt komplett von uns. Und das ist auch mit die Idee dahinter, so wenig Leute wie möglich zu involvieren. Die beiden, Joki und Martin, sind halt los gezogen, damit man auch ein bisschen diese Atmosphäre der Einsamkeit hat. Die beiden sollten auch das Gefühl haben “Ja, wir sind auf einer Expedition und schweigen uns auch mal ein oder zwei Stunden an“. Das ist so das, was wir mit einfangen wollten. Das ist jetzt nicht besonders inszeniert, sondern soll so eher begleitend wirken.“

Alf: „Verzeiht mir, wenn ich das so sage, aber ich fühle mich ein wenig an die Videos von Anton Corbijn in den 90ern erinnert. So z.B. natürlich Depeche Mode’s „Enjoy The Silence“ oder Grönemeyers „Mensch“.“

Joki lacht: „Ach, da stehen wir drüber. Der Anton ist halt ein unglaublich großer Künstler, egal ob der nun einen Film dreht, ein Foto macht oder ein Video zu einem Musikstück macht. Und seine Ideen, die er so hat, finden wir alle verdammt gut und vielleicht ist da was mit eingeflossen, wenn aber eher zufällig. Aber es ist natürlich schön, wenn das Video solche Assoziationen bei Dir oder bei unserem Publikum hervorruft. Wir wollten mit dem Video eigentlich eher die Geschwindigkeit aus dem ganzen raus nehmen und eine Art Gemälde kreieren. Und ich denke mal, das ist uns auch sehr gut gelungen.“

Alf: „Ohne Zweifel. Mir gefällt es sehr. Wie ist das eigentlich, wenn dieses Jahr noch ein Album erscheinen sollte, habt Ihr dann auch gewisse Pläne, was eine Tour angeht?“

Axel: „Also natürlich spielen wir gerne live und wollen das dann auch wieder verstärkt machen. Ein Wunsch von uns wäre es, vielleicht mal wirklich eine ausgedehnte Support-Tour zu machen. Festivals machen wir auch immer gerne. Aber da gucken wir jetzt erstmal was kommt. Konkrete Pläne gibt es da noch nicht.“

Alf: „Ihr wart auch schon beim WGT?“

Axel: „Ja WGT haben wir letztes Jahr gemacht. Das war für uns ein abgefahrenes Ding. Wir wurden gebucht und haben am Samstag relativ früh gespielt. Die Halle war voll und blieb auch voll und die Leute waren regelrecht begeistert. Wir waren ja eigentlich so die Wundertüte. Wir waren recht neu, nicht so bekannt in der Szene und keiner wusste, was ihn erwartet. Es lief für uns dort aber wirklich überwältigend, muss man mal so sagen. Da haben wir schon gemerkt, dass wir in der Szene ganz gut aufgenommen werden.“

Alf: „Ihr seid ja nicht nur zum Spaß hier, sondern heute Abend gibt es einen Gig in der Astra-Stube. Was können wir dort erwarten?“

Joki: „Es wird toll. Es wird ein kleines nettes Konzert geben. Auch wenn wir viel Equipment dabei haben und der Laden nicht sonderlich groß ist, haben wir einiges vor. Ich freue mich drauf, in einer kleinen intimen Atmosphäre zu spielen. Es ist spannend, weil Du mit Deinem Publikum Auge in Auge stehst und nicht wie bei einem großen Gig oder einem Festival in die Dunkelheit spielst.“

Axel: „Ja wir spielen ein paar neue Songs, mindestens fünf an der Zahl, inklusive „The Way We Feel“ und „Made A Decision“, den wir gerade erst bei Soundcloud veröffentlicht haben. Dazu machen wir in den kommenden Wochen auch ein tolles Video. Und wir haben Licht dabei. Viel Licht, also lieber eine Sonnenbrille mitbringen.“

Alf: „Das wird gemacht. Ich freue mich auf das Konzert und die neuen Songs. Ich wünsche Euch viel Spaß heute Abend und alles Gute für Eure Zukunft, Ihr habt es verdient.“

So haben wir noch länger zusammen gesessen und über Gott und die Welt geplaudert. Und natürlich darf eine Frage zu Depeche Mode nicht fehlen. Joki hat mir erzählt, dass er in Sachen Depeche Mode eher ein Späteinsteiger ist: „Natürlich kannte ich Depeche Mode schon von früher, wir sind ja wohl fast eine Generation. Aber wirklich auf Depeche Mode eingestiegen bin ich tatsächlich erst mit dem „Playing The Angel“-Album. Ich finde heutzutage gerade die Mischung aus Rock und Electro-Einflüssen bei DM recht interessant. Damit haben sie etwas geschaffen, was kaum ein anderer kann, nämlich, dass keine Platte dem Vorgänger gleicht. Das hast Du bei den vielen Bands, die im Fahrwasser von Depeche Mode mit schwimmen, nicht. Die finden ihren Sound und der wird dann so lange reproduziert, bis es nur noch eine Kopie von der Kopie von der Kopie ist. Mesh ist da z.B. ein gutes Beispiel. Die sind eine kurze Zeit wirklich innovativ gewesen, haben aber dann ihren Stil gefunden und der wird dann immer und immer wieder ausgelutscht. Ich weiß gar nicht, gibt es VNV Nation noch? Die waren früher auch sehr geil.

Gefunden haben sich Imaginary War eher zufälligerweise. Axel erzählt: „Der Joki und ich, wir kannten uns irgendwie aus dem Kreis der Metalbands und irgendwann standen wir auf einer Party zusammen, war es Silvester (?), und haben dann in bierseeliger Laune uns gesagt, wir müssen unbedingt mal was zusammen machen. Und da ist die Grundidee für Imaginary War mit entstanden“.

Vier Männer, die aufbrechen, um die Dämonen der modernen Welt zu bekämpfen. Und der Feldzug gegen die Dämonen hat Imaginary War am gleichen Abend in die intimen Räumlichkeiten der „Astra-Stube“ geführt. Ich war zunächst etwas skeptisch, ob dieser kleine Rahmen so einer Band gerecht werden könnte. Ranziges Interieur und S-Bahnen, die über uns hinweg donnern. Aber sobald Imaginary War die kleine Bühne betraten, wurde die Kneipe zu einer Kathedrale, in der sich Joki Schaller als düsterer Krieger wacker gegen das Unheil der Welt schlug. Der Klang war nahezu perfekt und schnell baute sich eine Verbindung zwischen der Band und dem Hamburger Publikum auf. Sie haben sehr gut gestartet und wurden dann auch immer noch besser. Die Stücke vom ersten Album „Replacing The Ghosts“ (2012) mischten sich mit neuem Material, welches mit der aktuellen Single „The Way We Feel“ seinen beinahe Höhepunkt erreichte. Die Mischung aus Gitarrensound, Electroklängen und dem harten Schlagzeug war eine Freude. Und die Bühnenpräsenz von Joki Schaller hatte ich so nicht erwartet. Er kämpft, er leidet und steigt geschlagen doch wieder auf.

Imaginary War haben mich von Start weg begeistert an dem Abend und dem Hamburger Publikum ging es ebenso. Jetzt heißt es abwarten, bis das neue Material seinen Weg findet, um diese Band einer noch breiteren Masse bekannt zu machen.

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Joachim Witt, Markthalle Hamburg 06.05.2014